Tag der offenen Moschee
Dass sie gebeten werden, ihre Schuhe auszuziehen, mag für einige Besucher ungewohnt sein.
Doch dafür sollen alle, die Samstag, 3. Oktober, in Münster am ,Tag der offenen Moschee‘ teilnehmen werden, mit interessanten Begegnungen und der Erfahrung unerwarteter Gemeinsamkeiten belohnt werden.
Das jedenfalls wünschen sich die Veranstalter vom Christlich-Islamischen Arbeitskreis (CIAK) Münster. Sie laden an diesem Tag um 15 Uhr in die Räume des Sufi-Ordens ,Tariqa Burhaniya‘ in der Münsteraner Bahnhofstraße 9 – gegenüber vom Hotel Kaiserhof – ein.
Den ,Tag der offenen Moschee‘ veranstalten die islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland seit 1997 jährlich am 3. Oktober. "Die Besonderheit in Münster ist, dass seit 2001 Christen und Muslimen im CIAK diesen Tag gemeinsam gestalten", berichtet CIAK-Sprecherin Annethres Schweder, "und dass alle Moscheen in der Stadt offen sind, wir aber reihum in einer zu einer zentralen Veranstaltung einladen." Erstmals finde diese diesmal in den Räumen einer Sufi-Gemeinschaft statt.
Kern des Sufismus ist das Streben, durch innere Ausrichtung auf Gott die niederen Triebe des Ego in göttliche Eigenschaften umzuwandeln. "Wir gelten als Mystiker des Islams", erklärt Klaus Bartz für die ,Tariqa Burhaniya‘. Durch die Mystik wolle man die Wahrheit erfahren, anstatt sie nur mit dem Verstand zu erschließen. "Es geht um Glaubenserfahrung statt um Dogmen", sagt Bartz. Zu diesem Zweck praktizieren die Sufis Dhikr (Rezitation des Namens Gottes), eine meditative Übung zur Vergegenwärtigung Gottes. Zugleich geht der Sufismus davon aus, dass in jeder Religion eine grundlegende Wahrheit steckt.
Die Gestaltung des ,Tags der offenen Moschee‘ in Münster zielt in eine ähnliche Richtung. In diesem Sinne beginnt er um 15 Uhr mit einem christlichen und muslimischen Gebet. "Wir haben da eine gute Form gefunden", meint Schweder, "wir bleiben im Gebet nebeneinander, wissen uns aber gleichzeitig in der vollen Übereinstimmung, dass keine Religion das Täten von Menschen rechtfertigt." Belegen würden dies Textstellen aus Bibel und Koran, die im Rahmen des Gebets unter dem Motto ,Leben achten‘ vorgetragen werden.
"Wir versuchen immer, gemeinsam zu tun, was wir gemeinsam tun können", beschreibt Schweder einen Grundsatz, der nicht nur für den ,Tag der offenen Moschee‘, sondern auch für die Zusammenarbeit in der CIAK gilt. In dieser sind neben ,Tariqa Burhaniya‘ auch die fünf großen Moscheegemeinden Münsters, die am 3. Oktober ebenfalls für Besucher geöffnet sein werden, organisiert. "Wir wollen die Gemeinsamkeiten sehen, die Unterschiede aber wahrnehmen und als bereichernd erleben", sagt Schweder.
Im Anschluss an das Gebet wird beim ,Tag der offenen Moschee‘ bei einem Imbiss Gelegenheit zur Begegnung sein. Ab etwa 17 Uhr werden die Besucher Gelegenheit haben, selbst die religiöse Praxis des Dhikr kennen zu lernen. Parallel werden die Veranstalter um Spenden bitten, die der Flüchtlingsarbeit zugute kommen sollen. In diesem Sinne möchte ,Tariqa Burhaniya‘ – übrigens der einzige Sufi-Orden in Nordrhein-Westfalen und ungefähr 30 Mitglieder umfassend – auch selbst aktiv werden. Derzeit prüft die Gemeinschaft, ob sie Teile ihrer 260-Quadratmeter-Räumlichkeiten für Flüchtlinge zur Verfügung stellen kann. Zunächst einmal aber werden sich hoffentlich viele Besucher am 3. Oktober in diesen umsehen dürfen – ohne Schuhe.
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de