Tagung im Franz-Hitze-Haus zu Formen und Herausforderungen der Liturgie
"Liturgie ist mehr als ein Wortgeschehen. Sie spricht viele verschiedene Sinne an", sagt Dr. Kim de Wildt. Die Theologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Bonn weiß, dass gerade darin Herausforderungen liegen.
Bei der Tagung "Gottesdienst als Performance" von Montag, 4. bis Donnerstag, 7. September, in der Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster wird sie über die Liturgie der Zukunft sprechen. Dabei steht vor allem das Spannungsfeld von Gottesdiensten als modernes Event und geprägt von traditionellem Katholizismus im Mittelpunkt.
Die äußerliche Form gebe oft nur oberflächlich einen Hinweis darauf, ob eine Liturgie traditionell oder modern sei, sagt de Wildt. "Wir nehmen immer stärker eine Vermischung von Elementen dieser beiden Ausrichtungen wahr", erklärt sie. Als Beispiel führt sie "Nightfever" an, eine Initiative junger Christen in vielen größeren Städten des Landes. Die offenen Gebetsabende mit Musik, Gebet und Kerzenschein ziehen tausende von Menschen an, die in der Kirche zur eucharistischen Anbetung verweilen. "Diese Initiative arbeitet mit modernen Formen wie Musik und Licht, aber der Gedanke dahinter ist sehr traditionell", verdeutlicht de Wildt.
Das Erfolgsrezept liegt für die Wissenschaftlerin auf der Hand: "Nightfever ist unverbindlich – ich gehe in die Kirche hinein und bleibe so lange ich möchte." Dennoch fühlten sich die Besucher als Teil einer Gemeinschaft, durch das freiwillige Entzünden der Kerzen seien sie direkt an der Liturgie beteiligt. Gerade diese Aspekte spielen in den Augen de Wildt´s für eine Liturgie der Zukunft eine große Rolle: "Die Menschen wollen einbezogen werden, Liturgie mitgestalten – aber nur für eine bestimmte Zeit." Als projektbezogen bezeichnet sie diese Motivation. De Wildt ist davon überzeugt, dass "die Zeiten, in denen man sich lebenslang verpflichtet, den Sonntagsgottesdienst zu besuchen", vorbei sind. "Die jüngeren Generationen möchten sich nicht mehr festlegen; einzelne liturgische Projekte dagegen können eine Chance sein, Ehrenamtliche zu binden", erklärt de Wildt.
Im Mittelpunkt der Tagung "Gottesdienst als Performance" steht außerdem die Frage nach erlebnisstarken Gottesdiensten. Die aktuelle Diskussion um verschiedene Formen liturgischer Inszenierung wird mit historischen Beispielen aus Brauchtum und Prozessionen ergänzt. Am Mittwoch, 6. September, führen Exkursionen die Teilnehmenden nach Coesfeld (Prozessionsweg), Telgte (Museum "religio") und in die Jugendkirche effata. Die Tagung richtet sich an in der Liturgie Tätige und an Liturgie Interessierte.
Weitere Informationen sowie Anmeldemöglichkeiten gibt es telefonisch unter 0251-9818–422 oder im Internet auf www.franz-hitze-haus.de/programm/17-134 .
Bildunterschrift: Die Initiative "Nightfever" lädt Menschen ein, bei Musik, Gebet und Kerzenschein zur eucharistischen Anbetung im Kirchenraum zu verweilen.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 25.08.17
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: www.nightfever.org