Tagung stellt gelungene Beispiele aus der Trauerpastoral vor

Gerade, weil heute Riten und Trauerbräuche immer mehr verschwinden, ist es wichtig, trauernden Menschen offen zu begegnen und für sie da zu sein. Das hat Dr. Wolfgang Holzschuh, Diakon und Trauerbegleiter aus Regensburg, am 16. Februar 2013 in Münster betont. Holzschuh hielt ein Impulsreferat auf der Tagung "Da-sein – Gelungene Beispiele aus der Trauerpastoral", die im Liudgerhaus stattfand und einen sehr großen Zuspruch fand.

Der Umgang der Gesellschaft mit Tod und Trauer habe in den vergangenen Jahren starke Veränderungen erfahren, sagte Holzschuh. "Wir leben in einem Umfeld, das die Trauer schwierig macht", unterstrich er. Wichtig sei, die Trauer gemeinsam auszuhalten und sich auf den Schmerz einzulassen. "Vertröstende Worte entlasten nur einen selbst und verletzen den Trauernden", sagte Holzschuh. Anstelle von Floskeln wie "Die Zeit heilt alle Wunden" könne beispielsweise Anteil nehmendes Schweigen treten. Holzschuh ging auf die verschiedenen Stationen der Trauerpastoral ein. Zu Beginn sei wichtig, dass der Trauernde eine Person habe, an die er sich wenden könne. "Nach einem Verlust muss man darüber sprechen", sagte er. Die Bezugsperson müsse sich auf den Trauernden einlassen und seine Bedürfnisse spüren. Dadurch, dass man von eigenen Erfahrungen Zeugnis gebe und auch durch die Auslegung der Heiligen Schrift könne im nächsten Schritt der Trost beginnen: "Denn erst wenn man den Schmerz annimmt, kann er sich lösen".

Dass der Umgang mit Tod und Trauer auch auf eine gelöste Weise geschehen kann, zeigte ein Beispiel aus Rosendahl-Osterwick. Zur Vorstellung des neuen Waldrasengrabfeldes auf dem Friedhof der Kirchengemeinde Ss. Fabian und Sebastian gab es im vergangenen Herbst ein vielfältiges Begleitprogramm: einen Filmabend für die Firmlinge, einen Elternabend und einen Friedhofsbesuch für die kleinen Kinder. "Wir wollten vorstellen, dass der Umgang mit dem Tod eine natürliche Sache ist", sagte Pastoralreferentin Reinhildis Lösing. So kümmerten sich etwa auch Kindergartenkinder um verwaiste Gräber und pflanzten frische Blumen. "Es war schön zu sehen, wie begeistert die Kinder an so einem ernsten Ort bei der Sache waren", sagte Lösing.

Ein anderes Beispiel gelungener Trauerpastoral gaben Rüdiger Böckenfeld und Kathrin Mense vom Marienheim Wettringen. Sie berichten über die "Sterbebegleitung in einer Wohneinrichtung für Menschen mit geistigen und/oder psychischen Behinderungen". In der Einrichtung gibt es einen Leitfaden zur Sterbebegleitung; bei einem Todesfall wird in der Kapelle ein Trauertisch aufgebaut; eine Gedenkstätte im Sinnesgarten der Einrichtung ist in Planung; und es gibt eine "Trauerkoffer", der vom Gebetbuch, über deine Blumenvase, ein Kreuz, einen Rosenkranz und einen Bilderrahmen alles enthält, was beim Tod eines Bewohners benötigt wird. Um den Bewohnern den Abschied vom Verstorbenen zu ermöglichen, würden zudem Steine oder kleine Füße aus Holz beschriftet. "Darauf steht dann, was der Mitbewohner für uns gewesen ist", sagte Mense. Diese Erinnerungszeichen würden zusammen mit Blumen in einer Vase dekoriert und schließlich zum Grab gebracht. Mense: "Auch wenn wir nicht bei jeder Beerdigung dabei sein können, haben wir so die Möglichkeit, uns zu verabschieden."

Neben diesen beiden Beispielen wurden auf der Tagung weitere Projekte gelungener Trauerpastoral vorgestellt: So gibt es in Vreden in der Stiftskirche eine Altardecke mit den Vornamen oder auch den Kosenamen verstorbener Kinder; die Katholische Kirchengemeinde Heilig Kreuz in Dülmen hat eine eigene Handreichung für Angehörige von Verstorbenen entwickelt; in Nordwalde wurde eine Gruppe von "Seniorenmessdienern" gegründet, die unter anderem auch bei Begräbnisfeiern im Einsatz sind; in Emsdetten gibt es auf dem Friedhof am Hemberger Damm eine Gemeinschaftsgrabanlage, die von den Friedhofsgärtnern gepflegt wird und so den Angehörigen die Sorge um eine würdevolle Grabpflege abnimmt; die Pfarrgemeinde St. Pankratius in Dingden hat ein Offenes Café für Trauernde eingerichtet und in Marl gibt es ein Kolumbarium, in dem 580 Urnen Platz finden.

Text: Stephan Kronenburg
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Foto: Michael Bönte, dialogverlag