Theologe Metz wird 90 Jahre alt

, Bistum Münster

Der größte Hörsaal der Universität in Münster quoll stets über, wenn der Professor für Fundamentaltheologie, Johann Baptist Metz, in den 1970er Jahren über den Glauben in Geschichte und Gesellschaft sprach, über eine tiefe Gotteskrise. Er entwickelte seine „Theologie nach Auschwitz“, einem empörten Schrei nach dem schweigenden Gott, mit der er sich einer Kultur des Vergessens und Verdrängens widersetzte und von Zukunft und Erlösung sprach.

Dr. Michael Ramminger vom Institut für Theologie und Politik (links), Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und Akademiedirektor Antonius Kerkhoff (rechts) gratulierten dem Theologen Johann Baptist Metz (2. Von links) beim Festakt in der Akademie Franz Hitze Haus zum 90. Geburtstag.

Dr. Michael Ramminger vom Institut für Theologie und Politik (links), Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und Akademiedirektor Antonius Kerkhoff (rechts) gratulierten dem Theologen Johann Baptist Metz (2. von links) beim Festakt in der Akademie Franz Hitze Haus zum 90. Geburtstag.

© Bistum Münster

Mit einem Festakt wurde Metz, einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts und Begründer der Neuen Politischen Theologie, anlässlich seines 90. Geburtstags in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster geehrt. Mehr als 280 Freunde, Wegbegleiter und ehemalige Studierende nahmen an der Veranstaltung teil, die vom Franz Hitze Haus, der Karl Rahner Akademie in Köln und dem Institut für Theologie und Politik in Münster veranstaltet wurde. 

Professor Clemens Leonhard, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster, ist „stolz“ ein Kollege von Metz zu sein. „Seine Stimme klingt durch die Referate der Studierenden und die Lehre der Kollegen und Kolleginnen“, betonte Leonhard. „Eigentlich müsste man bei Ihnen das Plagiatsverbot aufheben, denn bei Ihnen schreiben auch Leute ab, die gar nicht wissen, dass da Metz drin ist“, fuhr er fort und sorgte damit für einige Lacher. Ernst ergänzte Leonhard: „ Zu Ihrem Geburtstag ist die Festschrift ‚Theologie in gefährdeter Zeit‘ erschienen. Gerade rechtzeitig. Wir leben in einer Zeit, die heute wieder gefährdeter wird.“ 

Auch Weihbischof Dr. Stefan Zekorn erinnerte an die „prophetischen Worte“ Metz`. „In meinem dritten Semester 1978 habe ich Ihr Werk ‚Zeit der Orden?‘ geradezu verschlungen.“ Schon damals habe er darüber geschrieben, realistisch auf die religiöse Not in der Kirche aufmerksam zu machen. Und er habe betont, dass man energisch darauf bestehen müsse, dass „unsere Bischofskirchen nicht daran vorbei planen. Leider hat man zu wenig auf Sie gehört. Ihre mahnenden Worte sind heute aktueller denn je.“ 

Ermutigung und Ansporn war für Zekorn ein Treffen mit Metz im vergangenen Jahr. „Sie haben damals gesagt, dass es angesichts der aktuellen Situation von Glaube und Kirche das wichtigste ist, dass wir die jetzige Situation des Kleiner-werdens auch als Chance begreifen. Davon hängt alles ab.“ Dieser Gedanke habe ihn nachhaltig beschäftigt und ermutigt, „selbst danach zu leben oder es zumindest zu versuchen“. 

Dass Metz als Theologe auch immer Priester und Seelsorger gewesen sei, könne man an seinen Schriften erkennen, hob Zekorn hervor, aber auch daran, dass er als Hausseelsorger im Altenzentrum Klarastift in Münster tätig war. Für Zekorn wird Metz ganz praktisch erfahrbar, wenn er ihn Firmlingen gegenüber zitiert: „Beim Beten dürft ihr alles sagen, auch, dass ihr nicht glauben könnt. Ihr müsst nur versuchen, es Gott zu sagen. Das ist Metz live. Wenn ich dann in die Gesichter der 15-Jährigen schaue, sehe ich, wie aufmerksam sie mir zuhören.“ 

Am Schluss seiner Rede übermittelte Zekorn herzliche Grüße von Bischof Dr. Felix Genn und dem ganzen Bistum und bedankte sich „für 55 Jahre, in denen Sie diesen über uns hereinbrechenden Gott so intensiv bezeugt, energisch politisch eingebracht und so spirituell für unsere eigenen Horizonte eröffnet haben. Herzlichen Dank.“

Jürgen Flatken