Ukrainischer Weihbischof: Die Kirche ist ein Zeichen der Hoffnung

, Bistum Münster

Für die Menschen in der Ukraine ist die Kirche ein Zeichen der Hoffnung. Davon ist Maksym Ryabukha (44) überzeugt, Weihbischof des Exarchats Donezk der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Er war mit einer kleinen Delegation jetzt in Münster zu Gast, um für die Hilfe und die Zusammenarbeit der beiden Bistümer in den vergangenen Jahren zu danken.

„Die Gelegenheit, das Bistum Münster zu besuchen und für die Unterstützung zu danken, ist für mich eine große Ehre“, sagte Ryabukha beim Treffen mit Mariya Sharko von der Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit der Bistumsverwaltung. „Seit 2018 haben wir eine lange Geschichte der Liebe zwischen unseren beiden Diözesen.“ Zu den Projekten, die das Exarchat Donezk mit Münsteraner Unterstützung umsetzen konnte, gehören unter anderem die Betreuung von Kindern mit traumatischen Kriegserlebnissen, die Bereitstellung von Transportmitteln für schnelle Evakuierungen, Rehabilitation von Kriegsopfern, Existenzhilfen für Priester in Orten nahe der Front, aber auch die Ausbildung von Laien, die als Katechetinnen und Katecheten in den Pfarreien des Exarchats arbeiten. 

Um die Situation in seinem Exarchat (das entspricht in in der römisch-katholischen Kirche etwa einem Bistum) darzustellen, erzählte der Weihbischof die Geschichte eines Priesters, der seit vielen Jahren in einer Stadt in unmittelbarer Nähe der Front tätig ist: „Er erlebt kontinuierlich Zerstörungen. Das Geräusch von fallenden Bomben ist für die Menschen dort so gewöhnlich wie für andere die Stimmen der Vögel.“ Als die Front immer näher vorzurücken drohte, habe dieser Priester telefonisch gefragt, welche wertvollen Dinge er aus der Kirche retten solle, wenn er diese aufgeben und aus der Stadt fliehen müsse. Seine Antwort, so der Weihbischof, sei gewesen: Nichts. Alles bleibe an Ort und Stelle, „denn die Kirche ist ein Zeichen der Hoffnung für die Menschen dort.“ Letztlich sei der Priester vor Ort geblieben. „Er ist eine Brücke zwischen uns und den Menschen in der Stadt.“ 

Maksym Ryabukha SDB

Weihbischof von Donezk

Überhaupt sei jeder Priester in seinem Exarachat ein Held, sagte Ryabukha. Gerade im Krieg seien die Menschen auf der Suche nach Gott, und die Priester würden helfen, ihn zu finden und eine persönliche Beziehung zu ihm aufzubauen. Zugleich biete die Kirche einen geschützten Raum: „In einer Pfarrei machen wir gerade ein Sommercamp für Kinder der Umgebung. Ich versuche, jeden Tag, mit ihnen in Verbindung zu bleiben. Alle zehn Minuten explodiert etwas, doch die Kinder erfahren trotzdem in der Gemeinschaft Frieden und Geborgenheit.“ Denn neben den körperlichen und seelischen Schrecken des Krieges an sich, sei vor allem das Gefühl, alleingelassen zu sein, „eine Waffe, die töten kann“, so der Weihbischof.

Dies gelte auch im Hinblick auf die Menschen, die sich in russischer Kriegsgefangenschaft befänden. Diese erlebten dort Schrecken und Hoffnungslosigkeit, weil sie keine Möglichkeit hätten, mit ihren Verwandten zu kommunizieren. Die seelischen Wunden zu heilen, sei nicht nur eine Herausforderung für jeden Einzelnen von ihnen, sondern für die Kirche als Ganzes.

Für den kommenden Winter sieht Weihbischof Ryabukha, der Mitglied der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos (SDB) ist, schlimme Zustände auf die ukrainische Bevölkerung zukommen: „80 Prozent der Energiequellen im Land sind zerstört, Strom und Wärme gibt es nur noch zu bestimmten Tageszeiten. Wie wird man im Winter kochen oder heizen, wenn wir draußen bis zu Minus 28 Grad haben werden? Haben wir keine Wärme, dann haben wir kein Leben!“

"Unsere Kirchen werden Orte der Unzerbrechlichkeit sein"

Die griechisch-katholische Kirche sei deshalb bereits tätig geworden und habe für alle Pfarreien Stromgeneratoren gekauft. „Unsere Kirchen werden Orte der Unzerbrechlichkeit sein, wo die Menschen sich wärmen können, etwas zu essen bekommen, aber auch geistliche Unterstützung.“ Um dies umsetzen zu können, seien sie jedoch weiterhin auf Hilfe von außen angewiesen. Benötigt würden, so der Weihbischof, vor allem Treibstoff für die Stromgeneratoren, haltbare Lebensmittel wie Konserven, aber auch Hygieneartikel.

Mariya Sharko von der Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit des Bistums Münster, dankte den Gästen aus der Ukraine für ihren Besuch und ihre eindrücklichen Schilderungen: „Wir sind dankbar, wenn Menschen aus unseren Partnerbistümern zu uns kommen und uns von ihrer Situation erzählen.“ Im Jahr 2018 habe das Bistum Münster erstmals Projekte im Exarchat Donezk unterstützt. „Gerade jetzt sind die Gemeinden, die wir schon damals unterstützt haben, die Orte, die die Menschen auffangen.“ 

Hinweis: Das Bistum Münster hat nach dem Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine ein Spendenkonto eingerichtet. Die Gelder kommen direkt Projekten und Partnern zugute, für die sich die Ukrainische Gemeinde Münster und der ukrainische Verein Münster einsetzen. Hier finden Sie weitere Infos und die Möglichkeit zum Spenden

Thomas Mollen