Ulrike Ladberg lebt in einer Wohngruppe und ist auf Hilfe angewiesen

, Kreisdekanat Coesfeld

Ulrike Ladberg kann sich ein Lachen nicht verkneifen, als ihre Bezugsbetreuerin Kerstin Berks berichtet, dass sie regelmäßig beim „Mensch ärgere dich nicht“ gegen die 64-Jährige verliert. „Du bist ein bisschen schadenfroh“, richtet Berks das Wort an sie und lacht mit. Ladberg lebt in der Außenwohngruppe Johanna in Coesfeld in unmittelbarer Nachbarschaft zur Marienburg. Seit ihrem sechsten Lebensjahr wird sie von der Stiftung Haus Hall betreut. „Erst war ich in Gescher und später bin ich in die Marienburg umgezogen“, berichtet sie. Das ist lange her. In Coesfeld hat sie in verschiedenen Wohngruppen gelebt. Seit vier Jahren ist die Außenwohngruppe Johanna ihr Zuhause. „Von hier aus kann ich allein zur Werkstatt laufen, wo ich Schrauben verpacke. Der Weg ist nicht weit“, sagt sie mit Blick auf ihren Rollator. 

Siegfried Brömmelhaus, Ulrike Ladberg und Kerstin Berks sitzen nebeneinander im Strandkorb und lachen in die Kamera.

Ulrike Ladberg (Mitte) lebt in einer Außenwohngruppe in der Nähe der Marienburg. Ihre Bezugsbetreuerin Kerstin Berks unterstützt sie im Alltag, und Siegfried Brömmelhaus hat sie in seine Familie aufgenommen.

© Bistum Münster

Eine Hirnschädigung während ihrer Geburt hat eine Intelligenzminderung ausgelöst. Sie kann nicht lesen oder schreiben, aber sie erinnert sich gut an zahlreiche Begegnungen. „Ulrike ist auf dem Stand eines Grundschulkindes“, informiert Berks. Zudem sei sie in ihren Bewegungen durch eine Spastik und ein verkürztes linkes Bein eingeschränkt. „Allein könnte ich nicht leben“, ist Ladberg bewusst. Sie ist in ihrem Alltag auf Hilfe angewiesen, die sie in der Außenwohngruppe, in der sie mit neun weiteren Bewohnerinnen und Bewohnern mit Behinderungen lebt, von einem Mitarbeiterteam mit insgesamt sechs pädagogischen Fachkräften erhält. „Ich kann nicht kochen. Aber ich mache die Wäsche für die ganze Gruppe“, erklärt Ladberg. Und das macht ihr Spaß. „Diese Aufgabe darf Ulrike niemand wegnehmen. Wenn ich sie unterstützen möchte, muss ich erst ganz freundlich fragen“, erklärt die Bezugsbetreuerin. Ziel der Mitarbeitenden ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern so wenig Hilfe wie möglich, aber so viel wie nötig zu geben, um ihnen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

In ihrer Freizeit hört Ladberg gern Musik. Mehrere hundert CD’s besitzt sie. „Ich mag alles. Alte Musik aber auch die neuen Lieder, die im Radio gespielt werden“, beschreibt sie ihren Musikgeschmack. Und im Gegensatz zu ihren Gästen, muss sie nicht lange suchen, wenn sie ein bestimmtes Lied auf einer CD hören möchte. Musik spielt eine wichtige Rolle. Nicht nur, dass Ladberg gern singt, sie feiert auch für ihr Leben gern. Sei es Karneval, beim Sommer- oder Marienburgfest. „Die mussten aber leider ausfallen“, bedauert sie. Die Corona-Pandemie ließ es nicht zu. Aber wenigstens in der Gruppe konnte Karneval gefeiert werden. Bei dem Gedanken an die närrische Zeit strahlt sie übers ganze Gesicht. „Lachen ist besser als den ganzen Tag schlecht drauf zu sein“, formuliert sie ihr Lebensmotto.

Das weiß auch Siegfried Brömmelhaus. Der 67-Jährige hat 1985 nach dem Tod der Mutter die gesetzliche Betreuung für Ladberg übernommen. „Ulrike nur ein- oder zweimal im Jahr zu besuchen, war mir zu wenig. Wir haben sie in unserer Familie aufgenommen“, berichtet der pensionierte Zentralrendant. Er erinnert sich gemeinsam mit Ladberg gern an die Zeit, als die beiden Töchter klein waren und bei Besuchen kreuz und quer durch die Wohngruppe gekrabbelt sind. „Wir haben gern miteinander mit Bauklötzen gespielt und gemalt“, weiß auch Ladberg. Inzwischen sind die Kinder erwachsen und selber Eltern. „Ich bin Tante und Großtante“, sieht sie ihre Rolle. An Weihnachten, Ostern und meistens auch Pfingsten ist sie dabei, wenn sich die ganze Familie trifft. Sie genießt das Beisammensein und die Ausflüge, die sie unternehmen. „Das ist meine Familie“, sagt sie glücklich.

Michaela Kiepe