Umnutzung soll Ziel sein

, Kreisdekanat Warendorf

Enttäuschung und Trauer, aber auch Perspektiven und Chancen haben am 11. Dezember die Gemeindeversammlung der Pfarrei Heilig Geist in Hamm Bockum-Hövel bestimmt. Anlass war die künftige Schließung der Herz-Jesu-Kirche, die Ende November in der Pfarrei bekanntgegeben worden war. Georg Schoofs aus der Abteilung Kirchengemeinden im Bischöflichen Generalvikariat (BGV) war ins Pfarrheim Christus König gekommen, um vor mehr als 100 Gemeindemitgliedern die Gründe für diese Entscheidung zu erläutern und einen Ausblick auf mögliche Nachnutzungen zu geben. Moderiert wurde die Veranstaltung, an der auch Pfarrer Robert Winschuh und der Pfarreiratsvorsitzende Dieter Reppenhorst teilnahmen, von Prof. Dr. Margret Nemann, Leiterin der Abteilung Personalentwicklung/Personalbegleitung.

Seit einem Brandschaden im Januar dieses Jahres ist die unter Denkmalschutz stehende Kirche nicht mehr nutzbar. Hatte die Versicherung zunächst mündlich angekündigt, den Schaden vollständig zu übernehmen, lautete das Ergebnis der abschließenden Prüfung, dass lediglich rund 74 Prozent übernommen werden. Die Versicherungssumme reicht nach Aussagen der Abteilung Kirchengemeinden aber nicht für die Sanierung der Brand- und vor allem nicht für die Vorschäden des Bauwerks aus. Zusagen über zusätzliche Kirchensteuermittel hatte das Bistum Münster nicht gemacht. „Dieses Signal mag nicht in angemessener Weise in die Gremien der Pfarrei transportiert worden sein“, erklärte Georg Schoofs einen unterschiedlichen Informationsstand. 

Bei Summen in Höhe von mehreren Hunderttausend Euros sei es notwendig, die Kirche im Ganzen zu sehen. Die alleinige Beseitigung des Brandschadens ohne eine Grundsanierung der Herz-Jesu-Kirche sei „nicht perspektivisch“. Weil sich in Bockum-Hövel vier Kirchen auf engem Raum befänden, sei die Entscheidung auch aus pastoralen Gesichtspunkten getroffen worden. Schoofs führte den demografischen Wandel sowie den Rückgang der Kirchensteuereinnahmen an.

Unangetastet der Entscheidung, die Herz-Jesu-Kirche zu schließen, fließe die Versicherungssumme von netto 187.000 Euro in den Haushalt der Pfarrei ein, sicherte der Bistumsvertreter zu. Sämtliche Inventarschäden, die durch den Brand entstanden seien, würden ebenfalls übernommen. Eine Herausforderung sei es nun, ein Folgenutzungskonzept zu entwickeln, das einem solch sensiblen Ort gerecht werde. „Im Bistum ist der Erhalt durch eine Umnutzung immer der Schließung sowie dem Abriss vorzuziehen“, betonte Schoofs. Er gab Einblicke in die Arbeiten von Studenten der Fachrichtung Architektur der Fachhochschule Dortmund, die bereits im Februar vergangenen Jahres Möglichkeiten einer künftigen Nutzung des Gebäudes erarbeitet hatten. Darunter fanden sich Vorschläge für Bibliothek, Ausstellungsraum, Gastronomie, Versammlungszentrum oder ein generationsübergreifendes Begegnungskonzept. 

In der anschließenden Diskussion brachten einige Gemeindemitglieder ihr Unverständnis über die schnelle Entscheidung seitens des Bistums zum Ausdruck. „Sie lassen uns keine Zeit, zu überlegen, was uns an Seelsorge fehlt und wie die Kirche nach unseren Bedürfnissen genutzt werden kann“, kritisierte ein Mann. Die Enttäuschung darüber, dass es „wieder die Herz-Jesu-Gemeinde trifft“, äußerte eine Frau: „Unsere Gemeinde hat bereits geblutet, als wir das ehemalige Schwesternhaus und unser Pfarrheim abgeben mussten. Jetzt nehmen Sie uns auch noch unsere Kirche.“ 

Pfarreiratsvorsitzender Dieter Reppenhorst stellte klar, dass sich das Seelsorgeteam und die Gremien massiv für den Erhalt der Kirche eingesetzt hätten. „Wenn die Kirche nicht mehr als solche genutzt werden kann, steht das gemeinsame Nachdenken über eine Umnutzung im Vordergrund.“ Ideen würden bei einem Klausurtag im Februar gesammelt.

Zum Abschluss griff Pfarrer Winschuh erste Vorschläge von Gemeindemitgliedern für eine Folgenutzung, beispielsweise als Begegnungszentrum, auf: „Mir ist es ein Anliegen, dass wir gemeinsam überlegen, welchen Weg wir miteinander gehen möchten. Wie können wir mit dem, was weniger wird, unseren Auftrag, die Frohe Botschaft in Bockum-Hövel zu verbreiten, erfüllen?“ Er schlug vor, eine Gemeindeversammlung, wie sie in den vergangenen Jahren wiederholt zu außerordentlichen Themen stattgefunden hat, künftig regelmäßig abzuhalten, um „über wichtige Fragen der Zukunft unserer Pfarrei zu diskutieren“. 

Ann-Christin Ladermann