Ursprünglich allerdings gingen Eickholts Berufswünsche – trotz klassisch katholisch geprägter Kindheit und Jugend in Westbevern-Vadrup, wo sie sich unter anderem in der Sakramentenkatechese und als Messdienerin engagierte – in eine andere Richtung. Nach dem Abitur studierte Eickholt Geschichte und Latein auf Lehramt. „Das sind bis heute meine Leidenschaften“, gesteht sie. Aber: „Im Praktikum habe ich das Gefühl entwickelt, dass ich als Lehrerin junge Menschen, die sich angestrengt haben und die ich toll finde, durch schlechte Noten würde frustrieren müssen. Um einen vor allem positiven Umgang mit Menschen leben zu können, schien mir der Beruf der Pastoralreferentin am besten geeignet zu sein.“
Dieser Entscheidung folgte das Studium der Religionspädagogik. „Bis dahin war es mir darum gegangen, mit anderen in Gemeinschaft etwas Schönes zu machen. Im Studium aber hat sich mein Glauben vertieft, ich habe erfahren, wie vielfältig Glaube ist“, sagt sie.
An das Studium schloss sich die praktische Zeit als Pastoralassistentin in St. Georg an. Dort fand Johanna Eickholt noch mehr Vielfalt. „Die Pfarrei besteht nicht nur aus der Citykirche, sondern hat durch eine Fusion Gemeinden mit dörflichem Charakter hinzugewonnen“, sagt sie, „so habe ich unterschiedliche Formen von Glaubensleben kennengelernt.“
Außerdem habe ihr besonders gefallen, „dass ich niemandem hinterherdackeln musste. So konnte ich mir eigene Arbeitsfelder erschließen, mich ausprobieren und sogar Dinge verändern –eine ermutigende Erfahrung, dass man Systeme in der Kirche ändern und einen Unterschied machen kann.“ Konkret erfahren habe sie das etwa durch die Umgestaltung einer etwas eingefahrenen Ferienfreizeit, die nach Neuerungen wieder ein voller Erfolg geworden sei.
Dieses Vertrauen und diese Lust auf Kreativität erhofft sich Eickholt auch von ihrer Kirche. Denn bei aller Begeisterung für ihren Beruf weiß die junge Frau um die aktuellen Herausforderungen. „Wir brauchen viel mehr offene Dialoge“, ist sie überzeugt, „wir sollten nie Dinge machen, weil sie früher so gemacht haben, sondern uns fragen, was heute gut ist.“ Dazu sei es wichtig, „dass alle Christen sich bewusst werden, dass sie Verantwortung tragen, dass wir erwachsener mit unserem Glauben umgehen und darüber sprechen.“ So schätzt sie Kirche „als den Ort, an dem ich meinen Glauben leben und weitergeben kann.“
Daran möchte Johanna Eickholt in Stadtlohn mitarbeiten. „Ich freue mich auf ein neues, wieder anderes Setting.“ Sie wolle „Begleiterin sein, Begegnungen ermöglichen und Denkanstöße geben, Räume eröffnen, wo vor allem Kinder und Jugendliche Erfahrungen mit sich und dem gemeinsamen Glauben sammeln können.“
Dementsprechend kann sich die angehende Pastoralreferentin Kinder- und Jugendarbeit als Schwerpunkt vorstellen. „Klassische Formate bieten Jugendlichen oft nicht, was sie brauchen“, findet sie, die deshalb niedrigschwellige Angebote mit entwickeln möchte. Ebenso aber möchte sie mit älteren Menschen arbeiten – auch hier wieder der Wunsch nach Vielfalt. „Das hält mich wach“, ist sie überzeugt, „und ich bin dankbar, dass mir die Kirche einen Rahmen gibt, in dem ich mich auf Begegnungen mit verschiedenen Menschen einlassen kann.“
Eine Ausgangsbasis dafür bietet Eickholt neben dem Glauben die Familie, die ihren Berufswunsch immer unterstützt hat: „Da meine zwei Geschwister beruflich was ganz anderes machen, können wir uns gut austauschen. Für mich ist das wertvoll, weil ich es als Teil meines Berufs sehe, mitreden zu können über alle Themen, die Menschen bewegen.“ Deshalb geht die 28-Jährige in der Freizeit ins Kino oder auf Konzerte und frönt ihrem liebsten Hobby, dem Doppelkopf-Spiel. „Auch das passt zu meinem Beruf“, meint sie augenzwinkernd, „denn das Entscheidende ist nicht unbedingt das Spiel, sondern dass man gemeinsam die Regeln festlegt.“
Anke Lucht