Vortrag über die weibliche Rolle beim Zweiten Vatikanischen Konzil 2013

Schon der Titel ist pikant: "Nicht nur Zuhörerinnen – Frauen auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil". Denn die 23 Auditorinnen – so der lateinische Name für die Laien-Zuhörerinnen –, die ab der dritten Sitzungsperiode des Konzils, also ab 1964, teilnehmen durften, waren eigentlich doch auf das Zuhören beschränkt.

Unter den rund 3.000 Konzilsteilnehmern, die zwischen Oktober 1962 und September 1965 in den Herbstmonaten tagten, gingen sie zudem zahlenmäßig unter.

Wie Frauen dennoch das Konzil beeinflussten, darüber sprach Aurica Nutt am Dienstag (22. Oktober 2013) bei einer Forums-Veranstaltung in der bischöflichen Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster.

Die promovierte Theologin, Mitarbeiterin am Institut für Katholische Theologie an der Universität Köln, kam insgesamt zu einem versöhnlichen Ergebnis: "Man muss die Lage der Frauen aus der Zeit heraus verstehen und nicht mit den Augen von heute." In diesem Sinne stellte sie auch dar, dass die Frauen zwar im Petersdom offiziell nicht sprechen durften, dass es in dieser Hinsicht aber ihren männlichen Auditoren-Kollegen kaum besser ging. Auch von diesen war es am Ende immer nur einem erlaubt, ein Statement abzugeben.

Immerhin, so Nutt, durften Frauen überhaupt am Konzil teilnehmen. Bis dato seien sie in Rom nahezu ausschließlich als "Gastgeberinnen" aufgetreten: Viele Bischöfe hätten während der Sitzungs-Perioden in Klöstern logiert, in denen Ordensfrauen die Betten machten und für die Mahlzeiten sorgten. Diese Kontakte seien allerdings nicht zu unterschätzen, denn sowohl die Auditorinnen am Konzil als auch diese "Gastgeberinnen" in den Klöstern hätten sie genutzt, um inhaltlich Einfluss zu nehmen.

Doch es gab auch offene Kommunikation: Bereits während der ersten Konzils-Periode 1962 hatte die damals 32-jährige Josefa Theresia Münch, eine Lehrerin, die später Theologie studierte, bei einer deutschsprachigen Pressekonferenz provokant gefragt: "Werden auch Frauen zum Konzil eingeladen?" Wie fern das zu Anfang den Verantwortlichen lag, verdeutlichte eine andere Begebenheit am Rand: Während einer Konzils-Eucharistiefeier wurde einer Frau die Kommunion verweigert. "Der Priester war wohl überfordert", sagte Nutt.

Übrigens warteten auch die männlichen Laien eine ganze Sitzungs-Periode, bis sie im September 1963 mit zwölf Auditoren in den Petersdom einziehen durften. Dort forderten sie weibliche Präsenz, ebenso der engagierte belgische Kardinal Leo Suenens. Als ein Jahr später tatsächlich die ersten 17 Frauen – allesamt Ordensleiterinnen – eingeladen wurden, war Josefa Theresia Münch nicht dabei. "Sie galt wohl als zu aufmüpfig", erklärte Nutt. In der vierten Periode 1965 kamen sechs weitere Frauen dazu, allesamt Leiterinnen großer Laienorganisationen. Die Auditorinnen stammten aus vielen Teilen der Welt. Welche Kriterien den Einladungen zugrunde lagen, sei wenig klar. Man habe eher willkürlich ausgewählt, vermutet Nutt.

Die Schwierigkeiten lagen allerdings nicht nur auf Seiten der Konzils-Verantwortlichen. Vielen Frauen fehlten in den Sechzigerjahren die theologischen und sprachlichen Kompetenzen, zumal das Theologie- und Latein-Studium für sie keine Selbstverständlichkeit gewesen sei, gab Nutt zu bedenken. Jedoch hätten auch zahlreiche Auditorinnen bewusst und aktiv die Konzilsbeschlüsse zu beeinflussen versucht, etwa Dr. Gertrud Ehrle vom Katholischen Deutschen Frauenbund oder Luz-Marie Alvarez-Icaza, die einzige verheiratete Frau, die mit ihrem Mann am Konzil teilnahm und dort eine große christliche Familien-Organisation vertrat.

Das Konzil habe die Kirche nicht nur für die Welt geöffnet, es sei auch ein Sprung nach vorne für die Frauen gewesen, urteilte Aurica Nutt. Es habe die Enzyklika "Pacem in terris" beeinflusst wie die Würzburger Synode von 1971 bis 1975.

Allerdings habe es in den rund 50 Jahren seit dem Konzil kaum weitere bahnbrechende Schritte in Richtung Gleichstellung der Frauen gegeben, waren sich die Teilnehmer in der anschließenden Diskussion einig. Es fehle an Frauen in kirchlichen Führungspositionen, ganz zu schweigen vom Diakonat der Frau.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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