Wallfahrt für Multiple Sklerore-Erkrankte erstmals in Kevelaer
Gerade auch für Kranke und gebrechliche Menschen ist der Marienwallfahrtsort Kevelaer ein Anziehungspunkt.
Ihnen den Weg zum Gnadenbild zu ermöglichen, ist der Wallfahrtsleitung ein besonderes Anliegen. Im Rahmen des Projekts ‚Spiritual Care‘ hat sie am 2. Oktober erstmalig eine ganz besondere Veranstaltung organisiert: eine Wallfahrt für Menschen, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind. Dabei kamen das medizinische und seelische Heil in den Blick. Zwei Dutzend MS-Erkrankte waren mit ihren Angehörigen nach Kevelaer kommen. Hier erfuhren sie eine geistliche Begleitung, eine Stütze im Umgang mit der Krankheit.
Der besonders gestaltete Kreuzweg im Forum Pax Christi berührte die Teilnehmenden gleich zu Beginn ganz intensiv. Evelyn Schäfer hatte ihn vorbereitet. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin der Pfarr-Caritas ist selbst an MS erkrankt. Sie verfasste Texte für die Kreuzwegintentionen, in denen sich ihre eigene Sicht auf den Umgang mit der Krankheit und die Notwendigkeit von Zuwendung widerspiegelte. Das Kreuz annehmen, es auf sich nehmen, das Kreuz tragen: Aus Schäfers Sicht stellten Stationen des Kreuzwegs auch einen Bezug zu der Krankheit her. "Indem wir unser Leid annehmen, schaffen wir Mut für neue Wege", erklärte Schäfer. Ein lebensnahes Beispiel war für sie die achte Station des Kreuzwegs, an der der biblischen Überlieferung zufolge Veronika Jesus das Schweißtuch reichte. "Das zeigt uns, wie wichtig es ist, dass Menschen einen Blick dafür haben, wenn andere ihre Hilfe brauchen", erläuterte sie.
"Das Projekt ‚Spiritual Care‘, das in Kevelaer aufgegriffen wurde und dort nun umgesetzt werden soll, nimmt die Pilgerinnen und Pilger in den Blick, die durch Krankheit oder Behinderung beeinträchtigt sind. Ihnen wollen wir die Teilnahme an einer Wallfahrt mit möglichst viel Unterstützung ermöglichen", schilderte Domkapitular Rolf Lohmann, der Rektor der Wallfahrt. Er begrüßte an diesem Tag die Gruppe, die sich auf den Weg an den Niederrhein gemacht hat: "Der Gnadenort der Trösterin der Betrübten ist der richtige Ort, Menschen Trost, Geborgenheit und Gemeinschaft zu geben". Die Medizin helfe mit Medikamenten und Therapien, "bei uns erhalten die Menschen seelische, spirituelle Hilfe", ergänzte Lohmann. In Kevelaer wolle man den Menschen zeigen, dass sie auch in schweren Stunden ihrer Krankheit getragen und gehalten würden, "von den Menschen, die sie in ihrer Erkrankung begleiten und vor allem auch von Gott".
"Eine Wallfahrt lässt eine besondere Nähe zu Gott erlebbar werden. Für mich war jede Wallfahrt, zum Beispiel auch nach Lourdes, immer eine Kraftquelle, aus der ich Energie für den weiteren Umgang mit der Krankheit gewinnen konnte", erzählte Detlef Weirich. Der Oberhausener Rollstuhlfahrer ist stellvertretender Landesvorsitzender der Multiple Sklerose Gesellschaft. "Menschen mit gläubigem Gottvertrauen, fällt es leichter, auch in der Krankheit ihr Leben zu meistern", fügte Weirich hinzu.
Einen ermutigenden Impuls für die Wallfahrer gab auch das Grußwort des Schirmherrn der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Christian Wulff. Der ehemalige Bundespräsident, dem das Schicksal Multiple Sklerose-Erkrankter durch seine Mutter vertraut ist, wandte sich mit einem aufmunternden schriftlichen Appell an die Wallfahrer: "Bleiben Sie aktiv und setzen Sie sich mit ihrer Krankheit auseinander."
Nach einem Gebetsimpuls an der Gnadenkapelle feierten die Wallfahrer Gottesdienst mit Domkapitular Lohmann und dem Münchener Jesuitenpater Eckhard Frick. Ihm hat die Ludwig-Maximilians-Universität in München im Jahr 2010 eine Professur für das wissenschaftlich noch wenig erschlossene Feld der Spiritualität in der Medizin eingerichtet. In seiner Predigt befasste sich der Arzt und Psychoanalytiker mit der Forderung Jesu an den Gelähmten: "Nimm deine Matte und steh auf!" Hier werde von dem Menschen verlangt, sich auf den Weg zu machen und nicht in Krankheit und Leid zu verharren. "Er soll sich auf den Weg zu Gott begeben, so wie Sie es als Pilger heute getan haben. ‚Nimm deine Matte‘, das heißt auch: ‚Nimm deinen Rollator oder nimm deinen Rollstuhl und mach dich auf den Weg!‘", veranschaulichte Frick.
Nach dem Gottesdienst nahmen einige der MS-Erkrankten gerne die Gelegenheit war, sich den Krankensegen oder die Krankensalbung spenden zu lassen. Auch dabei konnten sie die Nähe Gottes als Stärkung erfahren. Das Thema ‚Spiritual Care‘ wird die Wallfahrtsleitung und die vielen ehrenamtlich Engagierten in Kevelaer weiter begleiten. Nach der MS-Wallfahrt etwa gab es dazu auch eine Basilikastunde und am Folgetag eine Tagesakademie im Priesterhaus Kevelaer mit Vorträgen von Experten.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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