Doch dann zückt eine Frau ihr Mobiltelefon, das mittels Übersetzungsprogramm innerhalb von Sekunden die Kommunikation ermöglicht. Und so entsteht, wenn auch immer mit leichtem Zeitversatz, doch noch ein echtes Gespräch zwischen Weihbischof Lohmann und einigen der Geflüchteten. Sie berichten zum Beispiel von ihrem Leben in Afghanistan, das so lange gut war, bis die Taliban die Macht ergriffen. Viele Schicksale sind an diesem Mittag auf der sonnigen Terrasse versammelt, die Augen der Menschen erzählen von Angst und Erschöpfung – aber auch von Dankbarkeit. „Hier geht es uns gut. Danke.“ Übersetzt das Handy die Worte einer Frau im Gespräch mit Weihbischof Lohmann.
„Dieser Ort hier hatte immer etwas mit Gastlichkeit zu tun“, sagt der Weihbischof später, „es ist wichtig, dass sich die Kirche, dass sich die Caritas hier engagiert. Das Evangelium zeigt uns auf, genau das zu tun: Menschen in Not helfen, sie beherbergen, Zuflucht bieten.“ Das sei ein „urchristlicher Auftrag“ und er sei dankbar für das Engagement der hauptamtlichen Fachleute ebenso wie für das der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. „Wir haben hier in unserem Land die Kraft, Menschen aufzunehmen und unseren Wohlstand zu teilen“, betont Lohmann.
Derzeit leben 22 Personen in der Unterkunft, berichtet van Meerbeck, ausgelegt sei sie auf bis zu 60 Personen. Die Caritas möchte unter anderem noch einen kleinen Laden in dem Gebäudekomplex eröffnen, der einen Einkauf vor Ort ermöglicht. Betrieben von Geflüchteten, wenn bei ihnen Interesse besteht. So könne bereits Erfahrung gesammelt werden für einen Einstieg in den Arbeitsmarkt.
Der Besuch in der Flüchtlingsunterkunft war eine Station während der sogenannten Visitation des Weihbischofs in der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt in Marienthal. Dabei tauscht er sich zum Beispiel mit dem Seelsorgeteam und den Gremien der Pfarrei aus. Zudem nutzt er während der Visitationen die Möglichkeit, mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen und unterschiedliche Einrichtungen in dem besuchten Ort kennenzulernen.
Christian Breuer