Das Thema „Wozu soll ich noch glauben?“ hatten die Jugendlichen mittels einer Umfrage bei Instagram selbst gewählt. Helena Rolf, Ehrenamtliche in der Jugendkirche, begründete die Wahl: „Angesichts der Corona-Pandemie, der schwierigen Schulsituation, der Kontaktbeschränkungen und auch der erhitzten kirchenpolitischen Themen können wir uns die Frage stellen: Warum soll ich noch positiv und zuversichtlich bleiben? Warum soll ich dabei noch an das Positive glauben, wenn die Politik und die Kirche mich mehr denn je zweifeln lassen und meine persönliche Situation von Einsamkeit und Einschränkungen geprägt ist?“
Im Gespräch mit Moderator Max Wenner erzählte Weihbischof Zekorn von Situationen, in denen er manchmal das Positive aus dem Blick verliert: „Wenn andere mich verletzen oder wenn ich zweifle, ob ich richtig gehandelt habe. Dann kann der Zweifel sehr zermürbend sein.“ Er ermutigte aber dazu, den negativen vom positiven Zweifel zu unterscheiden: „Letzterer kann uns vor Fehlentscheidungen bewahren und Möglichkeiten eröffnen, die wir vorher nicht gesehen haben. Dieser Zweifel kann uns also helfen, den richtigen Weg zu finden.“
Er selbst sei durch einen doppelten Zweifel zum Glauben gekommen: „Als Jugendlicher gab es eine Zeit, in der ich nicht nur an Gott gezweifelt habe, sondern überzeugt war, dass es ihn nicht gibt“, blickte Zekorn zurück. Die Naturwissenschaften erklären die Welt, war er sicher. „Aber mit einem Mal bekam ich Zweifel, ob das wirklich alles ist. Es könnte Gott ja doch geben… Und so habe ich ihn gebeten: ‚Wenn es dich gibt, dann lass mich dich erkennen.‘“ Eine Zeitlang sei nichts passiert, doch dann habe ihn ein Schulfreund zu einem Treffen junger Leute mitgenommen, die über Bibeltexte gesprochen und gemeinsam gebetet haben. „Da habe ich gemerkt: Es kommt etwas in Bewegung“, berichtete der Weihbischof und ermutigte die Jugendlichen zum Ausprobieren: „Zweifel kann man überwinden, wenn man es ausprobiert.“
Nach wie vor sei er überzeugt davon, dass sich Naturwissenschaft und Glaube ergänzen, denn die Naturwissenschaften könnten zwar erklären, was Menschen erforschen und denken, „sie können uns aber nicht sagen, ob es noch etwas darüber hinaus gibt. Und genau das ist für ein menschliches Leben entscheidend.“ Er selbst habe die Erfahrung gemacht, dass der Glaube sein Leben verändert, „wenn ich glaube und daraus lebe, dass es mehr gibt, nämlich dass Gott mich geschaffen hat und dass er mein Ziel ist.“ Heute ziehe er diese Kraft vor allem aus der Heiligen Schrift und dem Gebet – und erlebt den Glauben dabei durchaus aus herausfordernd: „Aber er gibt mir jeden Tag positive Energie.“
Begleitet von den „Areosounds“-Musikern Lucia Wolff und Simon Opalinski aus Recklinghausen bekamen die Jugendlichen die Möglichkeit, über ihren eigenen Glauben nachzudenken und sich an bestimmte Situationen zu erinnern, in denen der Glaube ihnen geholfen hat. Antworten auf die Frage „Wem wünscht Du einen positiven Glauben?“, die auf dem Instagram-Kanal von „Ask the bishop“ gestellt wurde, las Johanna Tewes, Ehrenamtliche in der Jugendkirche, vor und schrieb sie an Kreidetafeln.
Der nächste „Ask the bishop“-Abend mit Bischof Dr. Felix Genn findet am Freitag, 4. Juni, um 19.30 Uhr statt, ebenfalls per Livestream auf live.jugendkirche-muenster.de.
Ann-Christin Ladermann