Werke von Erhard Wilde im Hitze-Haus zu sehen

"Ich gebe meinen Emotionen Farbe und Form, male nicht ab und zeichne auch nicht vor. Ich habe meinen Fundus im eigenen Ich", sagt Erhard Wilde über sein künstlerisches Tun.

"Kataster der Seele" heißt die Ausstellung des Münsteraners mit Werken aus seiner über 20-jährigen Schaffenszeit. Im münsterschen Franz-Hitze-Haus sind seit Dienstag (9. Juli 2013) mehr als 80 Zeichnungen, Gemälde und Druckgrafiken zu sehen. Die Ausstellung des Mitglieds der Künstlergemeinschaft "Schanze" dauert bis zum 28. September.

Eine Person mit einem überdimensionalen Herzen ist auf einem Bild zu erkennen, um sie herum Schriftzüge wie "Einsamer Mann", "Der Wind" oder "Im Himmel". Selten erschließt sich dem Betrachter das Werk des Zeichners und Malers wie hier auf den ersten Blick. Mit seinen "Herzbildern" verarbeitet der 1941 in Oberschlesien geborene und in Münster aufgewachsene Künstler eigene existenzielle Erfahrungen wie einen Herzinfarkt, erläutert Prof. Thomas Sternberg, Direktor des Franz-Hitze-Hauses. "Seine Bilder sind Seelenlandschaften und schaffen einen Zugang zu seinen Befindlichkeiten und Gefühlen."

Wilde setzt in seinen Exponaten oft auf die Verbindung von Bild und Wort – wie in einer Katasterzeichnung und somit ganz, wie es sich für einen ehemaligen Kartographen gehört. Seine Arbeiten kombinieren kartographische Präzision und freien künstlerischen Ausdruck. "Der Stil ist völlig eigenständig", sagt Sternberg. Gut zu sehen ist das bei der symbolhaft angelegten Arbeit "Der Lohn, die Angst" – Wörter, die auch spiegelverkehrt in das Bild integriert sind.

Motive, die bei dem Künstler immer wieder auftauchen, sind Fische, Vögel, Palmen, aber auch Zeichen aus der christlichen und der islamischen Welt sowie eine Frau, die über allem schwebt. "Ich habe erst nicht gewusst, was ich da zeichne", sagt Wilde. Es könnte vom Märtyrer handeln, der im Kampf für den Islam zu Tode kommt und auf das Paradies hofft, in dem zahlreiche Jungfrauen auf ihn warten. Dabei bezeichnet sich der Künstler als eher unpolitischen Menschen, der aber sehr wohl das politische Tagesgeschehen hier und da mit einbezieht.

Farbenfrohe, großflächige Malerei ist in der Ausstellung ebenfalls zu bewundern. Und wenn er die Natur auch nicht abmalt, wie er sagt, wecken die kräftigen Farben doch Assoziationen zu Südamerika. Wilde kann auch lustig sein – wie bei der Zeichnung "Blindes Huhn auf der Körnerspur", das ein schwarzes Ei mit Stacheln legt. Zwischen Disziplin und Ausbrechen seien die Werke des Künstlers angesiedelt, erklärt Sternberg. Es seien strenge Blätter bis hin zum absolut Wilden. Es habe keinen Sinn, sich in die Seelenlandschaft des Künstlers zu begeben. Jeder für sich müsse das Bild lesen und seine eigene Seelenlandschaft aktiv werden lassen.

Die Ausstellung "Kataster der Seele" ist bis zum 28. September im Franz-Hitze-Haus am Kardinal-von-Galen-Ring 50 zu sehen – montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr und sonntags von 9 bis 14 Uhr.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de