Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositonen

"Wir brauchen und wollen mehr Frauen in Führungspositionen und müssen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Frauen sich ermutigt fühlen, sich auch auf Führungspositionen bei uns zu bewerben."

Das hat der Generalvikar des Bistums Münster, Dr. Norbert Köster, am 25. September in Münster betont. Köster äußerte sich aus Auslass der Abschlussveranstaltung eines erstmals bundesweit angebotenen sogenannten "Mentoring-Programms", an dem sich das Bistum Münster beteiligt hat. Die Abschlussveranstaltung findet heute und morgen in Münster.

Das Programm "Frauen steigen auf", das von den Bistümern, der Deutschen Bischofskonferenz und dem Hildegardis-Verein durchgeführt wird, hat das Ziel, weibliche Nachwuchskräfte auf Führungspositionen in der katholischen Kirche vorzubereiten und damit den Anteil von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen zu erhöhen. Dabei werden die Nachwuchskräfte jeweils von einer Frau, die bereits eine Leitungsposition in der Kirche innehat, begleitet. Am ersten Durchgang des Programms nahmen vier solcher Tandems aus dem Bischöflichen Generalvikariat Münster teil. "Auch beim zweiten Durchgang, der im kommenden Jahr startet, werden wir natürlich dabei sein", sagt Köster.

Der Generalvikar unterstreicht: "Die katholische Kirche gilt sicher nicht als Vorreiter der Gleichberechtigung. Das hängt damit zusammen, dass Frauen von den Weiheämtern ausgeschlossen sind. Umso wichtiger ist es aber, dass wir den Zugang von Frauen zu allen anderen Führungsaufgaben besonders fördern. Das muss schon in unserem ureigensten Interesse liegen. Es wäre einfach unvernünftig, wenn wir auf die Kompetenzen von Frauen verzichten würden. Denn Frauen bringen in Entscheidungsprozesse oft andere Erfahrungen und Blickwinkel ein. Deshalb bin ich davon überzeugt: Wenn mehr Frauen Führungspositionen in der Kirche einnehmen und Entscheidungen mit verantworten, werden wir hier oder da zu anderen Entscheidungen kommen. Und das wird uns sicher gut tun." Köster räumt ein, dass die Kirche – auch die im Bistum Münster – hier noch Nachholbedarf habe: "Wir haben zwar einzelne Frauen in Führungspositionen; viele unserer Leitungsgremien sind aber noch sehr stark männlich dominiert, und das ist nicht gut und darf nicht so bleiben." Um das zu ändern seien verschiedene Maßnahmen notwendig: "Das Mentoring-Programm, an dem wir uns beteiligen ist sicher ein wichtiger Schritt, werden hier doch Frauen, die bereits bei uns arbeiten, auf die Übernahme von Führungspositionen vorbereitet. Darüber hinaus müssen wir aber auch dafür sorgen, dass sich das Bild von Kirche als einer Institution, in der nur die Männer das Sagen haben, wandelt. Wir brauchen starke Frauen in unserer Kirche, die gemeinsam mit den Männern, gerade auch mit den Geweihten in Führungspositionen, die Kirche voran bringen wollen. Und vor allem heißt Frauenförderung auch Familienförderung. Wir müssen verstärkt daran arbeiten, dass wir Arbeitsmodelle haben, die es Frauen – ebenso wie Männern – ermöglichen, Führung wahrzunehmen und gleichzeitig für die Familie da zu sein. Da sollten wir als Kirche zu den Vorreitern in unserer Gesellschaft gehören; wir haben in diesem Feld auch schon einiges auf den Weg gebracht, es ist aber sicher auch noch Luft nach oben."

Mit diesen Aussagen rennt Generalvikar Köster bei den Verantwortlichen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Bischöflichen Generalvikariat Münster offene Türen ein. So erklärt Marianne Urbanek-Westermann vom Referat Personalentwicklung: "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein entscheidender Faktor der Frauenförderung. Denn Familienarbeit liegt immer noch zu einem Großteil vor allem in Frauenhand. Wir haben in den letzten Jahren schon viel erreicht und ganz konkrete Maßnahmen eingeführt: Von der Gleitzeit, über Telearbeitsplätze bis hin zu einem Angebot, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hilft, die akute Probleme bei der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen haben."

Gleichwohl müsse hier und in anderen Felder noch mehr geschehen, um Frauen in Führungspositionen zu bringen, sagt Urbanek-Westermann: "Frauen kommunizieren anders als Männer und betreiben auch eine andere Netzwerkarbeit. Von daher haben es einzelne Frauen in von Männern dominierten Leitungsgremien oft schwer. Gleichwohl sollten die Frauen aus meiner Sicht selbstbewusst sein und sich ihrer Kompetenzen sicher sein. Sie müssen vielleicht auch die – bei Männern in Führungspositionen kaum verbreitete – Eigenschaft ablegen, zu oft zu hinterfragen, ob es gut genug ist, was sie tun. Es ist gut genug und wenn Frauen ihre Fähigkeiten einbringen, kann und wird es unsere Kirche voranbringen."

Bildunterschrift: ​(v.l.) Projektleiterin Marianne Urbanek-Westermann mit den beiden Tandems aus dem Bistum Münster: Mentees Martina Arenskötter und Kathrin Seibert sowie die Mentorinnen Prof. Dr.
Margret Nemann und Angelika Frank

Text: Bischöfliche Pressestelle / 26.09.17
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