Zwei-Löwen-Klubs
Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, hat am Abend des 31. Januar 2014 "alle Menschen guten Willens" dazu aufgefordert, "daran mitzuarbeiten,
Europa einen neuen Schwung zu geben aus dem Geist der humanistischen Werte, über die wir auch dann ins Gespräch kommen können, wenn Menschen den christlichen Glauben nicht teilen." Bischof Genn sprach beim Neujahrsempfang des Zwei-Löwen-Klubs in Münster über das Thema "Denk ich an Europa… Anmerkungen zu einem europäischen Gedenkjahr".
Der Bischof erinnerte daran, dass vor genau 100 Jahren der Erste Weltkrieg begann und vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg. 65 Jahre ist es in diesem Jahr her, dass das Grundgesetz verabschiedet wurde und vor 25 Jahren fiel die Berliner Mauer.
Bischof Genn betonte, dass Europa ein "einmaliges Friedensprojekt" sei, das sich aber derzeit in einer Vertrauenskrise befinde. Vertrauen in die europäische Idee könne aber nur zurück gewonnen werden, "wenn wir über den Euro, die Ökonomie und die Wirtschaft hinaus, uns in einem Bewusstsein vereinen, das von der Werteüberzeugung einer humanistischen Kultur getragen ist." Hierzu müsse vor allem die Jugend gewonnen und das europäische Erbe an sie weitergegeben werden.
Europa könne seinen Frieden nur bewahren, wenn allen Menschen in Europa eine Lebensperspektive geboten werde. "Wie gehen wir mit Bulgaren und Rumänen um? Wie packen wir die Ausbeutung von Frauen aus der Gruppe der Roma und Sinti an, die zum Betteln gezwungen werden, denen wir durchaus einen kleinen Obolus geben können, deren Ausbeutung wir damit aber nicht aufheben?", fragte der Bischof. Er erinnerte an den Besuch von Papst Franziskus auf Lampedusa der als Warnung zu verstehen sei, gegenüber Afrika nicht gleichgültig zu werden. "Europa kann sich nicht gegenüber den Afrikanern, die aus ihrer Notsituation heraus auf unseren Kontinent drängen, abschotten", betonte der Bischof. Hier gebe es für Europa noch viele zu bewältigende Aufgaben, "gerade weil uns so viel Wohlstand, Gerechtigkeit und Frieden geschenkt ist."
Die 100-jährige Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs – der "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" – sei eine Herausforderung, den europäischen Gedanken heute wieder zu verstärken und zur Geltung zu bringen. Dabei gehe es nicht nur um eine Idee oder einen Gedanken, sondern um eine Mentalität, die konkret werden müsse: "Mir geht es darum, die unglaubliche Erfolgsgeschichte der zurückliegenden fast 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges weiter zu verfolgen, und dies kann nur eine Geschichte des Friedens in einem gemeinsamen Europa sein, das mehr ist als ein Wirtschaftsraum." Zugleich fordere der Rückblick auf die Katastrophe des Ersten Weltkrieges und das Gedenken daran dazu auf, wachsam zu bleiben, auch wenn man sich nicht unmittelbar vorstellen könne, dass von Europa eine Kriegsgefahr ausgehe oder in Europa eine Kriegsgefahr besteht. "Freilich beginnt der Krieg da, wo menschliches Leben zerstört oder in seiner Würde gemindert wird", sagte Bischof Genn.
Er dankte dem Zwei-Löwen-Klub, dem "ältesten Gesellschaftsverein der Stadt Münster mit einem eigenen Clubhaus" für die Ehre, als Bischof beim Neujahrsempfang sprechen zu dürfen. "Es ist mir ein Anliegen, den vielen gesellschaftlichen Kräften in dieser Stadt, die Sie auf irgendeine Weise mit Ihrer Anwesenheit repräsentieren, ein Wort des Dankes zu sagen für den Einsatz, den Sie dem Gemeinwohl leisten", unterstrich er. Es bleibe beeindruckend zu sehen, wie die Menschen in der Stadt Münster und im Umland nicht nur um ihre Verantwortung wüssten, sondern in zahlreichen Initiativen mit anpackten, um ein gutes menschliches Miteinander in Frieden und Gerechtigkeit anzustreben.
Weitere Informationen zum Zwei-Löwen-Klub gibt es im Internet unter: www.zwei-loewen-klub.de
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de