Zweites Vatikanisches Konzil: Es gibt noch viel zu tun
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) ist aktueller denn je – das wurde auf der jüngsten SonntagMorgen-Veranstaltung in der Akademie Klausenhof in Dingden-Hamminkeln deutlich. Referent war der Theologieprofessor Dr. Gregor Predel aus Fulda.
Predel führte in seinem Vortag aus, dass das Konzil Veränderungen in den grundlegenden theologischen Fragen hervorgebracht habe, die aber noch längst nicht alle umgesetzt seien. Das Konzil habe nicht die Kirche, sondern Christus in den Mittelpunkt gerückt: Zuvor habe die Ansicht vorgeherrscht, dass Kirche und Klerus mit ihren Traditionen unabänderlicher Ausdruck von Gottes Willen seien. Diese Anschauung habe die römische Kurie zu Beginn des Konzils auch als Grundlage mit in das Konzil genommen.
Doch schnell habe sich insbesondere um die deutschen Theologen Karl Rahner, Joseph Ratzinger und Kardinal Josef Frings eine Dynamik entwickelt, die dieses Konzept auf den Kopf gestellt habe. Predel dokumentierte dies anschaulich mit einem Schriftstück von Karl Rahner, in dem er den alten Satz: "Das Licht der Welt ist die Kirche" veränderte in "Das Licht der Welt ist Christus". Dies sei die eigentliche Veränderung gewesen.
"Im Sinne des Konzils nun ist die katholische Tradition ein Ausdruck der jeweiligen Zeit", betonte Predel, und die Gestalt der Kirche müsse im Sinne der "Verheutigung" immer neu überprüft werden. Das bedeute, dass Traditionen – wie etwa der Zölibat oder die Rolle der Priester – nur als Ausdruck der jeweiligen Zeit zu sehen seien und nicht als immerwährende Struktur.
Predels theologische Darlegung löste bei den zahlreichen Zuhören eine engagierte Diskussion aus über den Reformbedarf der Kirche. Beispielhaft ging es um die Rolle der Frau sowie um die Stellung von Klerus und Bischöfen angesichts der Diskussion um Bischof Tebartz-van Elst. Manche Neuerungen – wie zum Beispiel die Liturgiereform oder die Idee der Weltkirche – seien sichtbar umgesetzt worden, viele Veränderungeb, so Predel, stünden aber noch aus.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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Foto: Peter Geymayer/wikipedia