© Jule Geppert

Gespräch mit Schülern zu interreligiösem Dialog in Ghana

, Bistum Münster

„Ubuntu - Ich bin, weil wir sind“, mit diesem Ausdruck, der seinen Ursprung in Südafrika hat, beschreibt Bischof Richard Baawobr aus dem Bistum Wa im Norden Ghanas den Kern des interreligiösen Dialogs, als er am Montag (4. Oktober) Schülerinnen und Schülern des Collegium Augustinianum Gaesdonck in Goch von der zentralen Herausforderung des friedlichen Zusammenlebens von Christen, Muslimen und Naturreligionen in seiner Heimat erzählt. Bischof Richard ist im Rahmen des Weltmissionsmonats des katholischen Hilfswerks missio im Bistum Münster – dem Partnerbistum Was – zu Gast. Der Weltmissionsmonat steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun. (Gal 6,9)“, zentraler Inhalt ist der interreligiöse Dialog. 

Empfangen wird der Gast aus Ghana am Morgen von Direktor Dr. Markus Oberdörster, Schulleiterin Sabine Schleede-Schmalz, Oberstufenschülerin Carolin Noak und Oberstufenschüler Réné Heinze. „Wir freuen uns, dass wir Bischof Richard unsere Schule zeigen können“, betont Oberdörster. Mache das Werteprofil der Bischöflichen Schule – der Dreiklang aus Kopf. Herz. Charakter. – schließlich deutlich: „Unsere Schülerinnen und Schüler sollen später bereit und fähig sein, in Beruf, Familie und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen.“

Der Rundgang führt Bischof Richard durch die verschiedenen Schulgebäude und über das Außengelände. Das Zusammenspiel von moderner Lehre und tief verwurzelter Tradition und klösterlicher Vergangenheit wird besonders bei Eintritt vom modernen Schulgebäude in die Klosterkirche deutlich. 

Lebendiges Unterrichtsgespräch: Bischof Richard Baawobr kommt beim Besuch am Collegium Augustinianum Gaesdonck mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch über sein Heimatbistum Wa, den interreligiösen Dialog und die Unterschiede zwischen Schule in Ghana und in Deutschland.

© Jule Geppert

Auch der Heilige Arnold Janssen, Gründung der Steyler Missionare, hat am Collegium Augustinianum Gaesdonck sein Abitur gemacht. Bischof Richard Baawobr gehört zu den Weißen Vätern, den Afrikamissionaren.

Die Unterschiede von Schule in Ghana und an der Gaesdonck werden den Schülerinnen und Schüler während der Unterrichtsstunde deutlich, in der Bischof Richard einen Einblick in seine Arbeit gibt. „Einige Schülerinnen und Schüler bei uns haben noch nie einen Computer bedient“, berichtet er. Gründe seien der hohe Preis für die Geräte als auch die Tatsache, dass es keine gesicherte Stromversorgung gebe. „Ich selbst habe in meinem haus erst seit dem 28. Dezember 2020 einen Stromanschluss. Zuvor hatte ich ein Solaraggregat – das war aber leider nicht stark genug, um damit einen Computer zu betreiben“, erzählt der Gast aus Ghana. 


Auch die Corona-Pandemie habe Auswirkungen auf den Schulbetrieb, macht er deutlich: „Viele Mädchen sind nachdem die Schulen wieder geöffnet hatten, nicht zurückgekehrt. Das Bild in der Gesellschaft ist noch immer häufig das, dass bei Mädchen der Fokus nicht auf eine umfangreiche schulische Bildung gelegt wird. Aber es wird langsam besser.“

In der Kirche Ghanas spielten die Frauen eine unverzichtbare Rolle. „Vieles könnten wir nicht machen, wenn die Frauen sich nicht so stark engagieren würden“, stellt Bischof Richard heraus. 
Die Schülerinnen und Schüler interessiert zudem das Zusammenleben der unterschiedlichen Religionen, für das sich der Gast aus Ghana einsetzt. „Die meisten Muslime sind offen, und man lebt friedlich zusammen“, sagt er. Aber, und das verschweigt er nicht, es gebe auch solche, die nicht an einem Zusammenleben und einem Dialog interessiert seien. 

Bei einer Frage zur Feier der Gottesdienste im Vergleich Ghana und Deutschland muss Bischof Richard schmunzeln: „Wenn man in Deutschland nach 45 Minuten in der Regel schon fertig ist mit dem Gottesdienst, sind wir in Ghana nach der Zeit erst bei der Predigt“, sagt er und lacht. 

Biographische Notizen Bischof Richard Baawobr

Im Jahr 2016 wurde Richard Kuuia Baawobr Bischof seiner Heimatdiözese Wa, Ghana ernannt. Er stammt aus Ko, im Norden der Diözese Wa.

Zuvor hat er in der Seelsorge im Ostkongo wie auch in der Hauptstadt Kinshasa gearbeitet. In Toulouse an Institut Catholique, Frankreich nahm er ein Weiterstudium in Bibelwissenschaften auf. Dort wurde er auch zum Doktor der Theologie promoviert.

Er war lange Jahre Ausbilder junger Afrikamissionare im Noviziat in Kahangala, Tansania, und Professor für Theologiestudenten in Toulouse, bevor er 2010 Generaloberer der Afrikamissionare (Weiße Väter) wurde.

In dieser Zeit besuchte er die Gemeinschaften auf dem Afrikanischen-, amerikanischen- und asiatischen Kontinent. Bischof Richard bringt internationale und vertiefte interkulturelle sowie interreligiöse Erfahrungen mit.


Die Diözese Wa, Ghana
1929 kamen die ersten drei Weißen Väter in den Nordwesten Ghanas, ließen sich in Jirapa nieder und begannen mit der Verkündigung des Evangeliums im Land der Dagaaba. Aus einfachen Anfängen ist heute eine große eigenständige Ortskirche gewachsen. Von den gut 830000 Dagaaba in Ghana zählen 370000 zur katholischen Kirche (Zahlen von 2020). Das Bistum Wa ist in 25 Pfarreien aufgeteilt. Etwa 100 einheimische Priester, 150 Schwestern und 40 Ordensbrüder arbeiten in der Diözese. Von Beginn an hat sich die Kirche sehr stark auf dem sozialen Sektor engagiert mit Schulen, Krankenhäusern und Gesundheitszentren. In Wa lebt eine Gemeinschaft von vier Weißen Vätern, sie betreut die Pfarrei der Universität.